Die klassische Homöopathie geht davon aus, dass die verschiedenen Körper-Symptome selbst nicht die zu bekämpfende Krankheit sind. Sie sind vor allem ein Hinweis auf eine gewisse Körperreaktion sowie auf die entsprechenden Störungsursachen. Unterdrückt man diese Symptome durch starke Medikamente, entwickelt der Körper – um im Gleichgewicht zu bleiben – andere, meist schwerwiegendere Symptome. Im Gegensatz zur Schulmedizin versucht die Homöopathie, die Ursache eines Erkrankungsgeschehens im Menschen als Gesamtkomplex, als leibliche und seelische Einheit zu betrachten.

Jeder Kranke hat doch, selbst wenn man ihn mit der gleichen Diagnose betrachtet, seinen eigenen Krankheitsverlauf. Dieser wird deshalb in der klassischen Homöopathie immer durch eine persönliche, individuelle Therapie behandelt.

Das Eingehen auf den einzelnen, einmaligen Fall mag schwierig klingen – und ist es doch nicht, wenn man bei jedem Menschen dessen eigenes Arzneibild sucht, quasi sein personifiziertes homöopathisches Mittel.

In der Homöopathie werden mineralische, pflanzliche und tierische Arzneien verwendet, die stark verdünnt sind (Potenzen, lat. Potenia = Kraft). Auf diese Idee kam der deutsche Arzt Hahnemann durch die Feststellung, dass durch Verschüttelung der Arznei (Potenzierung) bei jedem Verdünnungsschritt die Wirkung der Arzneimittel sogar noch zunahm.

Bei der Erstanamnese einer homöopathischen Behandlung wird zuerst eine genaue Fallaufnahme der bestehenden Beschwerden erstellt. Anschliessend wird eine vollständige Krankenbiografie erstellt, denn Ursachen für Erkrankungen können durchaus Jahrzehnte zurückliegen. Die Dauer dieser Erstanamnese beträgt im Mittel ca. 1,5 Stunden. Danach erfolgt die Ausarbeitung des homöopathischen Heilmittels. Bei chronischen Leiden reicht ein Mittel meistens nicht aus und es müssen auch Folge- oder Zwischenmittel verordnet werden.

Im Abstand von ca. 1–2 Monaten erfolgen dann mehrere Folgekonsultationen, um den Behandlungsverlauf beurteilen zu können.

Die miasmatische Behandlung (chronische ererbte Krankheiten) ist sicherlich die schwierigste Stufe der klassischen Homöopathie. Diese chronischen ererbten Belastungen sind teilweise über Generationen weitergegeben worden. Dieses Behandlungsverfahren wurde von Samuel Hahnemann in späteren Jahren entwickelt und bietet die Möglichkeit einer besonders tiefgreifenden Therapie.